3400 Jahre alte Kleidernadel gefunden

Den Schlüssel zur Vergangenheit unserer Ahnen gefunden hat der Matzendorfer Franz Mannsberger (58) bei einem Waldspaziergang in unserem Gemeindegebiet: Auf einem Weg fand er, so glaubte er anfangs, einen Pechnagel. Doch bei der nun durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchung stellte sich heraus, dass es sich dabei um einen Teil einer Fibel, also einer Kleidernadel aus der mittleren Bronzezeit um 1400 v. Chr. handelt, wo hier das Volk der Kelten ansässig war.

Oft ist der Sohn des früheren Matzendorfer Bürgermeisters in unserem Waldgebiet unterwegs, um Nachschau in einem seiner Wälder zu halten. Eines Tages sah er am Erdboden auf einem Weg einen Nagel liegen, den er aufhob und mitnahm, damit dieser keine Schäden an Reifen von Fahrzeugn verursacht. „Ich habe anfangs diesem Nagel keine besondere Bedeutung beigemessen, weil ich ihn nur oberflächlich betrachtete und einsteckte“, erinnert er sich heute zurück und ließ ihn über drei Jahre zu Hause liegen.

Im Sommer dieses Jahres erzählte Mannsberger zufällig dem örtlichen Lokalhistoriker Ernst Schagl von diesem Fund. Bei der anschließenden Besichtigung meinte Schagl, dass es sich dabei um eine außergewöhnliche Entdeckung handel muss, da dieser Gegenstand unter der Oberfläche mit grüner Patina eine bräunliche Verfärbung, entweder Kupfer oder Bronze, aufweist und deshalb lange vor der Römerzeit hergestellt wurde.

Sofort wurden mehrere befreundete Lokalhistoriker und Museumsverantwortliche kontaktiert und die Nadel mit ähnlichen Fundgegenständen aus der Region verglichen. Doch vorerst ohne Erfolg. Der Mitinitiator des Piestinger Heimatmuseums, Franz Vukovich, fand schließlich bei einem Sammler in Waldegg in einem Büchlein eine Zeichnung, die dem Fund ähnelte und aus der Bronzezeit stammen dürfte. Danach wurde die bekannte Archäologien Dr. Dorothea Talaa aus Perchtoldsdorf kontaktiert, die spezialisiert ist für urzeitliche Funde und Ausgrabungen im Wiener Becken.
Nach ihrer Untersuchung steht nun das Ergebnis fest: Die 21,3 cm lange Kleidernadel, in der Fachsprache Fibel genannt, stammt aus der mittleren Bronzezeit um 1400 v.Chr., ist also 3400 Jahre alt.

Sie hat an der stärksten Stelle am Wulst einen Durchmesser von 6 mm und läuft am Ende zu einer Spitze zusammen. Knapp 3 cm vom Kopf ist ein 2 mm großes, durchgehendes Loch, links und rechts davon sind mehrere feine Rillen sichtbar.
Es handelt sich dabei um den Halteteil einer zweigliedrigen Bogenfibel. Leider fehlt die dazugehörige Spange. Zweck der Fibel war es, ähnlich einer Sicherheitsnadel die Oberbekleidung (meist Umhänge) zusammenzuhalten.

„Mit diesem Fund aus der Mittelbronzezeit ist bewiesen, dass in unserem Gemeindegebiet nachweislich nicht nur die Römer siedelten, was der Fund des Römerspatens von OSR Johann Wöhrer vor über 50 Jahren belegt, sondern bereits die Kelten eineinhalb tausend Jahre früher“, freut sich Lokalhistoriker Schagl.
Und auch Dr. Talaa ist begeistert: „Durch die wenigen Bronzefunde in der Thermenregion ist diese Kleidernadel aus der sogenannten Pittener Zeit besonders wertvoll“.

Hinweise zu Bildern: Franz Mannsberger mit der Kleidernadel bei der Fundstelle.
3400 Jahre lag er unentdeckt im Wald: Der 21,3 cm lange Teil einer Bogenfibel aus Bronze.
Zeichnung einer zweigliedrigen Fibel, wie sie vermutlich ausgesehen hatte.

P.S.: Der genaue Fundort der Fibel wird aus veständlichen Gründen nicht bekanntgegeben, um keine "Schatzsucher" auf den Plan zu rufen. Das Waldgebiet in MaHö ist zu groß und damit eine Suche auf gut Glück sinnlos!


Fotocredit(s): Ernst Schagl
Text: Ernst Schagl